Historisches Frauenarchiv Lenzburg
Die Stiftung Museum Burghalde setzt einen Schwerpunkt in seiner Sammlungs- und Vermittlungstätigkeit auf Quellen zur Frauengeschichte und macht diese zugänglich.
Mit den verschiedenen Aktivitäten und Formaten rund um engagierte Frauen wird die breite Bevölkerung von nah und fern angesprochen. Das Ziel ist zum einen die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Relevanz von Frauengeschichten. Andererseit steht die Belebung des kollektiven Gedächtnisses von Stadt und Region Lenzburg im Zentrum. Das historische Frauenarchiv wird laufend erweitert und dient als Gefäss mit thematischem Fokus. Hier werden einerseits Erfolgsgeschichten am Leben gehalten, andererseits werden Zeugnisse bis dato unbeachteter Lebensläufe und -entwürfe zusammengetragen.
Umso spannender ist deshalb Lenzburgs wechselhafte Rolle als Kulturraum, Bildungsort, Naturoase und Wirtschaftszentrum, in dem Innovationsgeist, politisches Engagement, Traditionsbewusstsein, Wohltätigkeit und kreativ-schöpferische Betätigung begünstigt wurden. Hier in Lenzburg fand die Geschichte der schweizerischen Frauenbewegungen einen erfreulichen Nährboden. Etwa engagierten sich die Lenzburgerin Gertrud Villiger-Keller sowie weitere Zeitgenossinnen und Nachfolgerinnen im Rahmen der lokalen Wohltätigkeit – und das mit Wirkung weit über den Kanton hinaus. Ihr Leitspruch lautete: «Eure Stärke liegt auf dem gemeinnützigen Gebiete. Beginnt Eure Arbeit damit, dass Ihr das Übel an der Wurzel fasst, eine bessere Ausbildung des weiblichen Geschlechtes tut vor allem not».Nach dem Präsidium des Gemeinnützigen Frauenvereins in Lenzburg übernahm sie ein Jahr nach Gründung des Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenvereins (SGF) das Amt der Zentralpräsidentin. Sie leitete den Verband bis an ihr Lebensende. Während ihrer Präsidialzeit wurde der SGF zum grössten und zeitweilig einflussreichsten Frauendachverband der Schweiz. Noch vor 1900 fand er Anschluss an die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft und trat als Kollektivmitglied dem Schweizerischen Roten Kreuz bei. Mit dem Gertrud Villiger-Platz erinnert die Stadt Lenzburg seit 2007 an die Pionierin der gemeinnützigen Frauenbewegung. Ebenso erwähnenswert ist die im angrenzenden Niederlenz gegründete Schweizerische Gartenbauschule, als erste in der ganzen Schweiz. Das Zusammentragen, Erforschen und Vermitteln dieser und weiterer Werdegänge und Initiativen ist die Aufgabe des historischen Frauenarchivs Lenzburg.
Hinweis: Das Archiv und die Bibliothek in Lenzburg sind nicht öffentlich zugänglich. Die Erkenntnisse werden in unserschiedlichen Formaten veröffentlicht. Kulturelle Teilhabe geschieht im Rahmen von Workshops, der Initiative «Notizbuch der Erinnerungen» oder weiteren Vermittlungsinitiativen. Wissenschaftliche Forschungsprojekte werden gerne unterstützt. Interessierte melden sich mit ihrem Dossier per Email: sammlung@museumburghalde.ch

Notizbuch der Erinnerungen
Fotografien, Objekte und Schriftzeugnisse sind wertvolle Erinnerungsstücke und halten vergangene Zeiten lebendig. Anekdoten, Gedichte und Erzählungen geben den Archivalien eine Bedeutung und hauchen ihnen Leben ein. Aber was sind all die Fundstücke in Archiven, Muse en und Sammlungen ohne ihre eigenen Geschichten ?
Wer erinnert sich nicht gerne an früher, als Oma und Opa aus ihren Fotoalben von Anno dazumal erzählten? Das Forschungsprojekt «Notizbuch der Erinnerungen» des Museum Burghalde dreht sich um das Geschichte(n)sammeln. Mit dem partizipativen Projekt «Notizbuch der Erinnerungen» macht sich das Museum auf die Suche nach verloren geglaubtem Wissen mit Lenzburg Bezug. Denn Erinnerungen wollen wachgehalten, Vergessenes wiederentdeckt, verknüpft und ausgewertet werden. Dazu gehört die kontinuierliche Suche nach historischen Bildern, Handschriften, Publikationen und Archivalien. Dies solle bewusst auch Erinnerungen von Personen beinhalten, die sich hinter den Kulissen sozial engagierten oder im Stillen schöpferisch tätig waren.
Das Museum Burghalde Lenzburg freut sich auf Ihre Erinnerungen in Form von Fotos, Briefen, Büchern, Ton- und Filmdokumenten oder anderweitigen Erinnerungsstücken.
Weiterführende Informationen
Zeitungsbericht vom 24.04.2025, Lenzburger BezirksAnzeiger. Link

Pionierinnen, Künstlerinnen, Denkerinnen
Einen ergiebigen Schwerpunkt der Erinnerungskultur setzt die Ausstellung ab Oktober 2025 bis Juni 2027 zu engagierten Lenzburger Frauen der letzten 200 Jahre. Man darf gespannt sein ob der erstaunlichen Vielzahl an Pionierinnen, Künstlerinnen und Denkerinnen mit Lenzburger Bezug; etwa an Lina Kunz (1919–1996) und Mathilde Merz (1899–1987) dürfte sich die eine oder der andere noch erinnern. 20 historische Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Wirkungsfeldern werden vorgestellt und weiteren Porträts aus heutiger Zeit gegenübergestellt. Die Erkenntnisse werden im Oktober zusammengefasst und in Buchform ansprechend präsentiert.
Das etwa vom Swisslos Kanton Aargau, unterstützte Ausstellungsprojekt, setzt auf kulturelle Teilhabe. Alle sind eingeladen, einen Beitrag zu leisten und Wissen, aber auch Bücher, Tonträger und weitere Erinnerungsstücke mit Lenzburger Bezug dem Museum zu übergeben.
Dieser Sonderausstellung gehen jahrelange Recherchen und kleinere Vermittlungsprojekte voraus. Anlässlich des 150. Geburtstags der Mundart-Dichterin Sophie Haemmerli-Marti koordinierte die Stiftung Museum Burghalde ein Themenjahr in Kooperation mit verschiedenen Akteuren aus den umliegenden Gemeinden. Dazu erschien eine kleine, feine Publikation mit dem Titel «In Liebi & Fründschaft». Eine Neuauflage ist für 2025 vorgesehen. «Lenzburger Powerfrauen» lautete seit 2019 der Titel für Führungen und Vorträge im Museum. Der 2025 erschienene Museumskatalog, Band 2, stellt in aller Kürze einige Persönlichkeiten und ihr Wirken vor und verweist auf die in der Dauerausstellung Porträts.